Symposion
Wer ist drinnen, wer ist draußen – und wie kommt man dahin?
Das Symposion am 25. und 26. März 2022 im Münster’schen Erbdrostenhof bildete den Auftakt des Projekts.
Im Zentrum des Symposions stand die Frage, inwieweit literarische Kreativität und bestimmte psychische Voraussetzungen einander bedingen, analog zum Diktum des Schriftstellers Benjamin Maack: „Aber jede kreative Äußerung entspringt direkt Ihrer Seele“.
- Sind psychische Belastungen wie z.B. Borderline, Depression, Psychose und Trauma ein „Motor“ literarisch-künstlerischer Kreativität?
- In welchem Maße werden solche Dispositionen Thema von Literatur?
- Kann schließlich die Beschäftigung mit Literatur eine therapeutische Wirkung auf ihr Publikum entfalten?
Mit solchen Fragestellungen beschäftigten sich auf der öffentlichen Tagung mit Literaturwissenschaftler:innen, Psycholog:innen, Mediziner:innen und Therapeut:innen. Zugleich kamen kreative Aspekte in Form von Lesungen und künstlerischen Performances nicht zu kurz. Im Foyer des Erbdrostenhofes stellten sich außerdem psychosoziale Einrichtungen und Verlage vor, die sich mit Outsiderkunst sowie Psychiatrie beschäftigen.
Die Lesung von Andreas Kollender aus seinem Buch Von allen guten Geistern bildete den Einstieg in ein Gespräch über therapeutische Aspekte literarischen Erzählens mit dem Autor.
Das Rahmenprogramm bot unter anderem einen Einblick in das Schaffen des Universalgenies Hans Jürgen von der Wense (1894–1966), der sich obsessiv als Schriftsteller, Übersetzer, Komponist und Fotograf betätigte. Pianist Steffen Schleiermacher spielte einige seiner Stücke.
Am 26. März wurde ein zweigeteiltes Programm geboten:
Nach einer Vorstellung einschlägiger Texte der westfälischen Literatur durch Gloster Theaterproductions präsentierte der Marburger Germanist Thomas Anz exemplarische Psychopathographien bedeutender Dichter:innen von Friedrich Hölderlin bis Thomas Bernhard.
Anschließend erzählte die Schriftstellerin und Ethnologin Anna Sperk in ihrem Roman Neben der Wirklichkeit von dem schwierigen Kampf einer alleinerziehenden Mutter mit ihrer Schizophrenie, durch die sie ihr Kind zu verlieren droht – ein Schicksal, das die zentrale Frage aufwirft, wie die Gesellschaft mit psychisch belasteten Menschen umgeht und wie sie helfen und unterstützen kann.
Hierauf folgten Präsentationen zum Aspekt „Kreatives Schreiben“ und zum therapeutischen Einsatz von Literatur. Regisseur und Dipl.-Psychologe Manfred Kerklau stellte das Theater Sycorax vor, ein inklusives Projekt für Menschen, die psychische Erkrankung oder Grenzerfahrungen erlebt haben. Den musikalischen Ausklang steuerte das Münsteraner Trio Conjak bei, das ein eigens für die Tagung entwickeltes neues Programm mit dem Titel Oh Beautiful Madness – Suicide Songs präsentierte.
Unter Beteiligung vom Psychiatrie Verlag, dem Junfermann Verlag, dem Landesverband NRW der Angehörigen psychisch Kranker e.V., der Deutschsprachigen Gesellschaft für Poesie- und Bibliotherapie e.V., der Redaktion von „Die Klinke“ sowie vielen weiteren engagierten Institutionen.
Konzeption: Dr. Michael Kienecker und Prof. Dr. Walter Gödden
Laden Sie hier das Programm des Symposions herunter (PDF).
Veranstaltungsort
Die Karte zeigt die Stadt Münster. Markiert ist der Veranstaltungsort.
Zum Inhalt springenSalzstraße 38
48143 Münster